Angesichts der Tatsache, dass
- unter der tamilischen Bevölkerung in der Schweiz Zwangsheiraten weit verbreitet und Konkubinate und Homosexualität stark geächtet sind,
- die Tamilen beginnen, eigene Siedlungen zu bauen und sie sich auch sonst gerne abschotten, statt sich zu integrieren,
- die tamilische Diaspora in der Schweiz massgeblich zur Finanzierung der (von der EU, aber nicht von der Schweiz) als terroristisch eingestuften LTTE (Tamil Tigers) beigetragen hat
ist es doch irgendwie verwunderlich, dass die Tamilen heute (anders als in den 1980er-Jahren) als vorbildliche Ausländer gelten – im Gegensatz zu den Muslimen, denen insbesondere die SVP praktisch die gleichen Dinge vorwirft, obwohl diese Probleme bei den Muslimen weniger verbreitet sind.
Wieso haben die Tamilen ein vergleichsweise gutes Image? Was machen sie denn «besser» als die Muslime? Ich vermute folgende Gründe:
- Es gibt von ihnen weltweit nicht so viele. Deshalb haben die Leute keine Angst vor einer «Tamilisierung» der Schweiz oder gar Europas.
- Sie verhalten sich unauffällig und vordergründig angepasst, nehmen den öffentlichen Raum nicht ein und exponieren sich nicht mit ihren Ansichten.
- Sie sind eine homogene Gruppe und können deshalb mit einer Stimme sprechen, und man kann ihnen keine Probleme ankreiden, die sie gar nicht betreffen. (Den Muslimen kann man z.B. Mädchenbeschneidung oder Gesichtsverschleierung vorwerfen, obwohl das die allermeisten hiesigen Muslime, die aus dem Balkan und der Türkei kommen, überhaupt nicht betrifft.)
- Sie sind anscheinend fleissige Arbeitskräfte und beschweren sich nicht, wenn sie für einen Hungerlohn schuften müssen.
- Es gab keine tamilischen Terroranschläge in westlichen Ländern, weshalb auch diesbezüglich keine Ängste bestehen.
Daraus schliesse ich, dass die Muslime nicht wegen «Parallelgesellschaften» und mangelnder Integration, wegen Kopftüchern, Mädchenbeschneidungen, Minaretten, Zwangsheiraten, Schulabsenzen oder wegen der Scharia angefeindet werden. Das alles würde noch drinliegen, ohne Aufsehen zu erregen. Zum Feindbild werden sie, weil sie auf der Welt in grösserer Zahl vorkommen, weil sie sich weniger verstecken, weil sie eine heterogene Gruppe sind und weil es in westlichen Ländern Terroranschläge gab, mit denen sie in Verbindung gebracht werden. Erst daraus lässt sich eine Bedrohung heraufbeschwören.
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