Jetzt ist aber mal genug! Hört auf, uns vorschreiben zu wollen, in welcher Sprache wir über den Röstigraben hinweg uns verständigen! Ob wir das in Französisch, Hochdeutsch, Schweizerdeutsch, Englisch, Arabisch oder Albanisch tun, kann euch doch scheissegal sein! Tut nicht so, als zerbreche die Schweiz nach belgischer Manier, nur weil wir Englisch bevorzugen!
Zusammenhalt der Schweiz! Eure Sorgen möchte ich haben! Die Welt kann auseinander fallen, Europa kann auseinander fallen, aber eure Sorge gilt allein der Schweiz. Kein Wunder, lässt eure Politik die massenarbeitslosen Jugendlichen in Griechenland und Spanien im Stich! Die grossen Bruchlinien in unserer Gesellschaft gehen euch anscheinend am Arsch vorbei, die Welt kann untergehen, Hauptsache der eidgenössische Bund hält auf ewig! Bei diesem Horizont kann euch das Englische natürlich egal sein. Uns ist es aber nicht egal! Wir wollen auch die Portugiesen und die Tschechen verstehen! Zusammenhalt über die Landesgrenzen hinaus, das ist, was in Zukunft zählt! Ausserdem: Bis vor 20 Jahren gab es auch noch kein Frühfranzösisch. Wusste gar nicht, dass damals belgische Verhältnisse herrschten! Vielleicht sollte euch zu denken geben, dass der belgischstämmige Romand im Nationalrat ob eurer Panik den Kopf schüttelt!
Hört auf, verdammt nochmal, den Anschein zu erwecken, es gehe euch um das Wohl der Kinder! Wenn ihr die Schule doch nur weiter verpolitisieren wollt. Wenn ihr eurer Bedürfnis nach Wertschätzung-Zeigen einfach an den Kindern auslassen wollt. Wenn ihr ohne Rücksicht auf Verluste an Dingen festhält, die sich nicht bewährt haben. Dann seid doch wenigstens ehrlich!

Gaukelt uns nicht vor, in der Arbeitswelt wäre Französisch ähnlich wichtig wie Englisch. Werft doch einfach zuerst einmal ein Blick auf die Statistik! Sie spricht eine eindeutige Sprache – nämlich Englisch! Gebt nicht uns die Schuld daran! Findet euch einfach damit ab, oder geht sterben!
Hört auf eure Augen davor zu verschliessen, was das für ein immenser Aufwand ist, allen Primarlehrpersonen so gut französisch beizubringen, dass sie einen tollen Französischunterricht gestalten können. Und wie viel das kostet! Und wie wenig das bringt, zwei Lektionen pro Woche! Ergibt verteilt auf zwei Jahre nämlich gerade mal 120 Stunden Französischunterricht. Wenn’s gut kommt, kann man in dieser Zeit die Freude an der Sprache vermitteln, c’est tout! Seht ein, dass es effizienter ist, weniger Sprachen auf einmal und diese dafür in höherer Intensivität zu lernen! Und wenn’s ums Freude vermitteln geht, wieso mit diesem Kostenaufwand nicht die Freude an Programmiersprachen vermitteln? Könnte eventuell in Zukunft sehr gut zu gebrauchen sein, nur so als kitzekleiner Hinweis! Digitales Zeitalter und so!
Hört auf, euren stieren Grind durchzusetzen gegen 11-jährige Migrantenkinder, die mit dem Erlernen von drei Fremdsprachen gleichzeitig vielleicht doch ein bisschen überfordert sind! Vielleicht strengt ihr euch selbst mal ein bisschen an und überlegt, ob das in Schulklassen mit 100 % fremdsprachigen Kindern vielleicht mehr als Einzelfälle sind! Die Probleme der Kinder einfach als Heuchelei und Feigheit wegzureden, ist sowas von daneben!
Kommt mir nicht mit «nationaler Identität»! Wir wollen eure nationale Identität nicht! Habt ihr noch nicht realisiert, dass wir hier in einem globalen Dorf leben? Lasst uns gefälligst unsere eigene Identität entwickeln, eine die mit der Realität was zu tun hat! Ihr dürft eure gerne behalten, wir nehmen sie euch nicht weg! Meinetwegen könnt ihr euch eure «viersprachige» Schweiz in eurem Kopf konservieren, wenn ihr so an ihr hängt. Aber belästigt uns nicht mit eurem Heimatschutz!
Schminkt euch die These ab, die paar Lektionen Frühfranzösisch würden das Verständnis für die Denkweise und den kulturellen Hintergrund des anderen Landesteils verbessern! Glaubt ihr ja selber nicht! Was für eine oberflächliche Kultur müsste das sein, die man mit ein paar Trockenübungen im Schulzimmer verstehen lernt! Eine Priorisierung des Englischen ist keine «Abschottung» – sondern ganz im Gegenteil: ein Türöffner!
Voilà, ich habe fertig.
Nur noch ein kleiner Wunsch an euch, liebes SRF RTS RSI: Hört auf mit eurem Voice-over bei französischen, englischen und deutschen Interviews. Tut was für die Sprachbildung. Das niederländische Fernsehen kann das auch (und ihr bei „The Voice“ ja auch): Untertitel genügen. Kultur verstehen und so, vous comprenez, ist doch eurer Leistungsauftrag. Und bitte auch deutsche Untertitel bei schweizerdeutschen Beiträgen. Mir si nid all vo da.